HS Geisenheim misst die Elastizität von Kaffeebohnen zur Bestimmung des Röstfortschritts
Case Study
- Kunde: Hochschule Geisenheim – Institut für Lebensmittelsicherheit
- Ort: Geisenheim, Deutschland
- Branche: Lebensmittel, Academia
- Thema: Elastizitätsmessung an Kaffeebohnen zu Beginn und im Verlauf des Röstprozesses
März 2024
Das Institut für Lebensmittelsicherheit der Hochschule Geisenheim University führt mit der zwickiLine Z5.0 Elastizitätsmessungen an Kaffeebohnen durch. So lässt sich der Röstfortschritt der Bohnen auch im Bohneninnenbereich bestimmen und Ausschuss aufgrund schlechter Qualität vermeiden.
Hochschule Geisenheim – Institut für Lebensmittelsicherheit
Das Institut für Lebensmittelsicherheit der Hochschule Geisenheim University
Das Institut für Lebensmittelsicherheit der Hochschule Geisenheim University bietet verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge an, die sich speziell mit der Entwicklung, der Produktion und Qualitätssicherung von Lebensmitteln befassen. Aktuell studieren rund 1.700 Personen praxisorientiert an der Hochschule Geisenheim. Im Vordergrund der Forschungstätigkeiten an der Hochschule steht dabei die anwendungsbasierte und grundlagenorientierte Forschung. Bekannt ist die Hochschule für ihre Programme im Bereich Weinbau und Oenologie. Außerdem gibt es Studiengänge in Gartenbau und Landschaftsarchitektur. Die Forschungseinrichtung legt bei all ihren Programmen Wert auf Nachhaltigkeit.
Am Institut für Lebensmittelsicherheit der Hochschule Geisenheim University arbeitet Dr. Hans Gerd Severin unter der Betreuung von Prof. Dr.-Ing. Bernd Lindemann an seiner zweiten Dissertation. Er beschäftigt sich speziell mit dem Lieblingsgetränk der Deutschen: Kaffee.
Ob Espresso, Filterkaffee oder Cappuccino – Kaffee ist eines der beliebtesten Getränke in Europa – und weltweit. Laut Statista wird europaweit in Luxemburg am meisten Kaffee konsumiert: 2022 lag dort der Pro-Kopf-Absatz bei rund zehn Kilogramm pro Person. In Deutschland liegt laut Statista der Verbrauch bei 4,8 kg Kaffee pro Person. Er ist hier auch das beliebteste Getränk, sogar noch vor Bier und Mineralwasser. Severin befasst sich speziell mit den Veränderungen der Kaffeebohnen während der Röstung. Er forscht –gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt – an einem innovativen Ansatz zur Verfolgung und präzisen Kontrolle der Kaffeeröstung.
Die ZwickRoell Top Kompetenzen
- Einfach zu bedienende und transportable Tischprüfmaschine zwickiLine
- Präzise und nachvollziehbare Prüfergebnisse
- Modernste und automatisierte Prüfverfahren
- Hohe Messfrequenz ideal geeignet für Prozesskontrolle
Die Aufgabe
Energieeffizient und ressourcenschonend: Inline-Prozesskontrolle der Kaffeeröstung
Die Kaffeebohne wird mittels verschiedener Verfahren und über mehrere Prozessschritte gleichsam aus der Kaffeekirsche isoliert. Dabei kann viel falsch gemacht werden. Die grüne Bohne soll einheitlich, unversehrt, frei von Partikeln oder mikrobiellen sowie chemischen Verunreinigungen sein. Interessanter ist natürlich die geröstete Bohne: Sie soll ebenfalls unversehrt sein und vor allem eine gleichmäßige Durchröstung mit dem angestrebten Röstgrad aufweisen, um im Kaffee (-Getränk) das gewünschte Aroma-Profil zu entfalten.
Das Institut für Lebensmittelsicherheit der Hochschule Geisenheim bearbeitet das Projekt in Kooperation mit der Firma Probat aus Emmerich, einem führenden Hersteller von Kaffeeröstanlagen. Die Forscher zeichnen dabei hauptsächlich Veränderungen der Farbe und der mechanisch-elastischen Eigenschaften von Kaffeebohnen während der Röstung inline auf, das bedeutet innerhalb der Maschine und während des Röstens. Die Farbe der Bohnen gibt den oberflächlichen Röstfortschritt wieder. Informationen zum Bohneninneren und damit der Durchröstung liefert ihre Elastizität, die sich während der Röstung verändert und über Schallmessungen unter Nutzung von KI (künstlicher Intelligenz) ermittelt wird. Um gleichsam die Brücke zwischen dem Schallsignal und den elastischen Eigenschaften zu schlagen, wurden Elastizitätsmessungen an Bohnen unterschiedlicher Behandlung und Röstgrad bei Prüfmaschinenhersteller ZwickRoell in Ulm durchgeführt.
Der Grund für diese Herangehensweise liegt auf der Hand: Bisher wird das Röstergebnis der Kaffeebohnen erst nach der Röstung bestimmt. Während der Röstung erfolgt lediglich eine stichprobenartige, visuelle Kontrolle über die Bohnenfarbe. Trotz moderner Prozesstechnik und großer Erfahrung der Röstmeister kommt es daher immer wieder zu Fehlröstungen, „die zum Teil unbrauchbar sind oder aufwendig geblendet werden müssen“, wie Severin erläutert. Teilweise führe dies zu „Kaffee minderer Qualität mit Margenabschlägen“.
Severin: „Unsere akkurate Inline-Prozesskontrolle unter Einbeziehung der tatsächlichen Durchröstung erlaubt hingegen die Produktion von Kaffee der angestrebten sensorischen Qualität ohne Ausschuss. Dadurch und auf Grund der präzisen Prozessführung wird eine wesentliche Reduktion des CO2-Ausstoßes erreicht. Ein Grund, weshalb die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) das Projekt unter dem Namen „Energieeffiziente und ressourcenschonende Kaffeeröstung“ fördert“, so Severin.
Die ZwickRoell Lösung
Messungen an Kaffeebohnen: zwickiLine unterstützt
Bei den Messungen stießen die Wissenschaftler auf einige Herausforderungen, da die Eigenschaften des Naturprodukts Kaffeebohne starken Streuungen unterworfen sind: Bohnen, vor allem im gerösteten Zustand, weisen eine überaus heterogene Struktur auf und lassen sich kaum auf Fläche und Länge normieren. Darüber hinaus kann keine einheitliche Probengeometrie festgestellt werden und die Kaffeebohnen lassen sich nicht einspannen. Um trotz dieser Einschränkungen zu einer verlässlichen Aussage zu gelangen, führten die Wissenschaftler bei ZwickRoell eine Vielzahl von Messungen durch, indem sie Bohnen mittlerer Größe auswählten und sie liegend zwischen den Prüfstempeln anordneten.
Bestätigen konnten Severin und seine Co-Forscher so diese Vorgehensweise mit Messungen an den Kaffeesorten Peru Arabica und India Robusta mit unterschiedlicher Vorbehandlung und Abmessung. Es wurde festgestellt, dass sich die elastischen Eigenschaften der Bohnen eindeutig von der Kaffeesorte, Vorbehandlung und Röstbedingung ableiten. Durchgeführt wurden die Messungen mit der zwickiLine Z5.0 von ZwickRoell, einer einfach zu bedienenden und transportablen Einsäulen-Prüfmaschine. Diese durchfährt den Messzyklus automatisch und zeichnet digital alle Daten auf. Die Auswertung und Anzeige der Messverläufe erfolgt dabei begleitend auf dem Monitor der Maschinensteuerung.
Das Ergebnis
Elastizitätsmessung: neue Erkenntnisse zur Kaffeebohnenröstung und -akustik
Für die Prüfungen bei ZwickRoell wurden Kaffeebohnen der Sorten Peru Arabica und India Robusta vermessen, sowohl in ihrem grünen Zustand als auch in verschiedenen Röstgraden und Vorbehandlungen (ungetrocknet, getrocknet, Röstdauer, Rösttemperatur). Die Tests ergaben: Grüne, ungeröstete Kaffeebohnen konnten geradezu zerquetscht werden, ohne ein auffälliges Bruchereignis zu zeigen. Auch Unterschiede zwischen den beiden Kaffeesorten traten deutlich hervor: India Robusta Bohnen erforderten höhere Kräfte für die gleiche Verformung als Peru Arabica Bohnen. Für weitere Untersuchungen wurden beide Kaffeesorten getrocknet, was zeigte, dass sie schneller brachen und weniger elastisch waren als die grünen Bohnen. Am schnellsten brachen jedoch die gerösteten Kaffeebohnen, bei denen zusätzliche Bruchereignisse während der weiteren Verformung beobachtet werden konnten.
„Die Erkenntnisse der Elastizitätsmessungen bieten somit spannende Einblicke in die Interpretation akustischer Phänomene der Kaffeeröstung sowie in die Veränderungen während des Röstprozesses“, resümiert Severin. Ebenfalls ließen sich damit Fragen zu Struktur und dem Röstfortschritt innerhalb der Kaffeebohne beantworten. Diese Zusammenhänge werden in künftigen Untersuchungen weiter erforscht.
Und wie steht der Forscher selbst zum Kaffeegenuss? Severin: „Ich halte es mit Honoré de Balzac, der einst sagte: „Kaffee ist das schwarze Öl, das allein diese phantastische Arbeitsmaschine immer wieder in Gang bringt.“ Abends stelle ich jedoch die Maschine ab und trinke einen guten Rheingauer Riesling“.
„ZwickRoell verfügt über modernste und – vor allem – automatisierte Prüfverfahren mit komfortablen Auswertetools.
Da es sich beim Kaffee um ein Naturprodukt mit großer Streubreite der Eigenschaften handelt, ist eine Vielzahl von Messungen erforderlich, um ein statistisch relevantes Resultat zu erhalten. Die hohe Messfrequenz lässt die Methode geeignet erscheinen, um sie auch für die Prozesskontrolle einzusetzen."
Dr. Hans Gerd Severin, Hochschule Geisenheim – Institut für Lebensmittelsicherheit
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